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Donnerstag, 23. Februar 2012

Bogenprojekte

"Howard Hill Style" 

American Longbow
Vor einigen Jahren habe ich mir aus einem Border Allwood Bowblank diesen "Hillstyle Flatbow" gebaut. Er ist aus multi-laminierten Hickory. Die Wurfarme waren gerade und hatten keinerlei Reflex oder Deflex. Das Griffstueck ist einfach gerade, typisch fuer den Howard Hill Bogen. 

Es stimmt tatsaechlich, dass man den Druckpunkt in der Handflaeche sehr gut spuert. Er ist sehr "Fehlerverzeihend" fuer seine 66" Bogenlaenge. Leider hatte er nach dem tillern nur 40 Pfund, etwas wenig fuer mich. Ich habe den Bogen mit Tung Oil versiegelt und ihm ein Schlangenhaut Backing gegoennt. Die Bowtipps sind aus Rentier Horn, so dass man auch Fast Flight Strings verwenden kann. Der Griff ist stilecht aus Rindsleder.




Mini Bogen


Aus einer Laune heraus habe ich letztes Jahr einen kleinen Bogen aus Rattan gebaut. Wenn ich mich richttig erinnere war er in zirka einen Stunde fertig, inklusive Sehnenbau!
Nicht weil ich keine Zeit hatte, ich wollte nur herausfinden ob das moeglich ist. Dazu habe ich einen alten, krummen Manau Stab halbiert. Die gerade Haelfte hatte dann noch eine Laenge von etwa 1 Meter. Mit der Bandsaege habe ich das Seitenprofil ausgesaegt, es sollte ja einfach und schnell gehen. Das ist mir so gut gelungen, dass der Bogen schon beim "Floortillern" eine gut Figur gemacht hat. An der Bauchseite der Wurfarme noch etwas abgeschliffen, die "Stringnocks" gefeilt, Sehne dran und fertig. Die Griffwicklung war reine Kosmetik.
Ich war wirklich ueberrascht wie gut dieser kleine Scheisser dann geschossen hat. Vom Handruecken aus, wohlgemerkt. Allerdings mit speziell dafuer gemachten, 1/4" duennen Pfeilen aus Ramin mit 3" Befiederung.

Heute sitze ich daheim, mit einem gebrochenen Fuss. Inzwischen sind es schon 6 Wochen und mir faellt die Decke auf den Kopf. Ich muss, ausser Pfeilbau, etwas machen was mit meinem Handycap vereinbar ist.
Lesen und Internet habe ich gerade satt!
Da ich ich mehr oder weniger "immobil" bin, brauche ich einen Job bei dem ich im sitzen arbeiten kann. Warum nicht Minibogen bauen?

Hier benoetige ich wenig Material und Werkzeug. Ich versuche es dieses Mal so minimalistisch wie moeglich, nur mit einem Messer!
Kurze Reststuecke aus dem Bogenbau habe ich genug, sogar Osage Orange oder Eibe. Osage ist mit einfachen Werkzeugen sehr schwer zu bearbeiten, deshalb nehme ich Eibe, wie unsere Vorfahren!



  1. Geeignetes Bogenholz beschaffen (Osage, Eibe, Ulme, Esche, Hickory etc.)
  2. Bogen Machart bestimmen- es soll ein "Selfbow" werden!
  3. Bogendesign bestimmen. Hier faengt es schon an: aus der Steinzeit, Mittelalter oder einfach nur Primitiv, Bodman, Holmegaard, Sudbury, Meare Heath, Wiking, Alamannen, American Flatbow, english Longbow, Japanese Yumi?
  4. Auswahl des Werkzeuges ist dagegen einfach: 1 scharfes Messer mit Karbonklinge u. Sandpapier
Die Boegen mit Recurve habe ich aussen vor gelassen. "keep it simple". Ich habe mich fuer einen kleinen japanischen Yumi entschieden. Auf geht's!!



Dieser FusetakeYumi ohne Bambusbacking" ist ungefaehr 50 cm lang und hat ein Zuggewicht von etwa 500 Gramm @ 5". Er ist voll funktionsfaehig!
Beim Holz habe ich mich auf Zeder besonnen, das Ausgangsmaterial war ein 11/32 Pfeilschaft. Das Griffstueck ist aus Klapperschlange und die Sehne 2 Strang Dacron. Das Finish Tung Oel.
Bei dem Bau eines Minibogens muss man genauso vorgehen wie beim Bau eines richtigen Bogens. Fuer jemanden der nur wenig Material, Platz und Werkzeug hat, geradezu ideal!

Mein 2. Projekt ein Selfbow aus Osage Orange im Pyramid Design.

Osage Orange Selfbow 30"

Das war ein sehr anspruchvolles Unterfangen, aber es hat sich gelohnt. Mit Ausnahme der Bandsaege, habe ich auch hier nur mit Messer und Feile gearbeeitet. Zum Schluss noch etwas mit Schmirgelpapier und Stahlwolle drueber. Als Finish habe ich mein beliebtes chinesisches Tungoel verwendet.
Die Sehne ist Dacron B55 mit 4 Straengen. Bei diesem Sehnenmaterial konnte ich mit gutem Gewissen Selfnocks verwenden.
Dieser Selfbow ist eigentlich fuer mein Enkelkind gedacht, hat im Moment aber noch viel zu viel Dampf. Sobald ich wieder laufen kann werde ich ihn einschiessen und bin sicher, dass ich damit einen neuen Weitenrekord aufstellen werde. Dafuer mache ich Pfeile aus 1/4" Raminwood mit 2" Befiederung und 50 Grain Stahlspitzen.

Mein naechstes Projekt ist ein japanischer Maruki Yumi  aus der Praehistorischen Zeit. Dieser Langbogen war normalerweise etwa 2m lang, ich nehme die Haelfte. Als Bogenholz wurde  auch in Japan u.a. Eibe verwendet. Dadurch, dass ich den unteren Wurfarm, wie bei einem Sabling, dicker belassen habe, hat er eine natuerlich, assymetrische Form bekommen.

Details
Mein naechstes Projekt wird ein "Bodman" oder "Sudbury" . Beide haben das gleiche, propellerfoermige Design. Der Bodman ist ein praehistorischer Bogen (ca. 3000 BC) aus der Voralpenregion, der Sudbury ein native American Bow. Als Bogenholz verwende ich Eibe.


Bodman

Sudbury

Im Gegensatz zum Sudbury Bogen hat der Bodman einen anderen Querschnitt. Dieser ist D-foermig mit der runden Seite als Bogenbaecking u. die Bauchseite flach. Also gerade umgekehrt wie der englische Langbogen. Das Splintholz (Frueholz) runder Bogenruecken, das Kernholz (Spaetholz) zeigt zum Schuetzen hin. Normalerweise war die Bogenlaenge etwa 1,50 Meter.

Wetterlings Axe


Beim bearbeiten des Staves hat sich herausgestellt, dass es mir an den Wurfarmen an Breite fehlt. Aus der Not heraus habe ich jetzt eben einen "stabfoermigen" Bogen gebaut. Der ist am Griff dicker und verjuengt sich zu den Bogenenden hin gleichmaessig. Ansonsten ist es ein Bodman. Frueher hat man bei der Eibe auch nur das Kernholz verarbeitet. Das habe ich in diesen Fall gemacht, hatte aber so meine Probleme. Da Eibenholz selten astfrei ist, gibt es an den Knoten gerne Risse, obwohl ich diese Punkte bewusst staerker belassen habe. Wenn es also irgendwie moeglich ist, sollte der Bogenruecken aus etwa 1/3 Fruehholz sein!

Bowmaking Progress

Eigentlich wollte ich einen Bodman Bogen in Propellerform bauen, musste dann aber umdenken, weil die Wurfarmbreite nicht gegeben war. Kein Problem, so habe ich mich an den Alamannischen Bogen gemacht. Er stammt aus der Merowinger Zeit um die 500 AD. Von der Bauweise her war es sowohl ein Jagd- als auch ein Kriegsbogen fuer kuerzere Entfernungen. Eibe oder Ulme wurde als Bogenholz bevorzugt.

Ein besonderes Merkmal ist das lange Griffstueck. Dadurch wurden die Wurfarme relativ kurz und der Bogen wurde dadurch schneller, ohne Handschock!




Alamannen Bogen


Naechstes Projekt:

Der Vikinger Bogen wurde in “Haithabu” (Schleswig) und im irischen Ballinderry gefunden. Die Funde stammen circa aus dem 10. Jahrhunder nach Christus.

Es ist eine Variante des mittelalterlichen Langbogens mit D-foermigem Querschnitt. Der besondere Unterschied liegt in den nach hinten gebogenen Enden. Meistens aus Eibenholz aber auch aus Ulme gefertigt.  Die Besonderheit liegt in der einseitigen Sehnenkerbe und einem kleinen Nagel als Sehnenhalter im Bogenruecken, ca. 10 cm darunter.
Dieser Kriegsbogen ist etwa 74 Zoll lang und hat, wie der englische Warbow, keine Griffwicklung.


  • Gerade von einem interessanten Bogenholz gehoert: "Garapa Wood" oder auch Brasilian Ash genannt. Das ist auch ein Hartholz wie Ipe und wird auch als Decking verwendet. Ausprobieren!












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